Sehnsuchtsorte

Manchmal ist es ein Bild, ein Film oder eine Geschichte, die so ein bestimmtes Gefühl in uns auslösen. Eine Sehnsucht nach fremden oder vielleicht bekannten Orten. Ob dabei die Sehnsucht, die träumerischen Gedanken nach dem Reisen, dem Unterwegssein oder den Orten an sich im Vordergrund steht, weiß man nicht. Allen gemein ist aber: Dieses Gefühl wird immer nur dann ausgelöst, wenn man selbst nicht an dem Ort ist.

Eigentlich sollte es die Geschichte über ein „Wild Weekend in Latsch“ werden. Über die Mountainbiketouren, die wir gemacht haben, die Trails, die wir gefahren sind und die Abende, die wir mit Blick auf die Etsch verbracht haben. Dabei immer den Geschmack der regionalen und viel zu guten Südtiroler Äpfel im Mund. Aber es ist eine andere geworden.

Eine Geschichte über eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach genau den Orten, wo man selbst gerade nicht ist. Denn wie hat es Benjamin von Stuckrad-Barre so schön formuliert: „Über einen Ort schreibt man am besten überall, als an dem Ort selbst.“ Das ist die Quintessenz. Das ist die Lösung, warum meist die besten, emotionalsten Texte zu einem Ort, einer Reise genau dann entstehen, wenn man selbst schon mehrere hundert Kilometer entfernt ist. Wenn man im Alltag steckt und die fernen Orte nur bloße Erinnerung sind. Denn dann, und nur dann, sind die Emotionen stärker und die Gefühle größer. Dann werden auch die kleinen, unwichtigen Dinge, wie das knarzende Geräusch der Küchenschublade damals im Appartement in Italien oder der leicht verrückte Nachbar in Squamish zu den wahren Helden. Zu den großen Geschichten. Nur weil das Gefühl, die Gedanken an den fernen Ort den Alltag übermannen.


„Über einen Ort schreibt man am besten überall, als an dem Ort selbst.


So wird auf einmal bei der Fahrt über den Brenner der bloße Anblick der Nordkette, zu einer starken Sehnsucht nach der alten Heimat Innsbruck. So kann bzw. könnte aus einer eigentlich geplanten Reisegeschichte über Latsch eine Ode an die Hauptstadt der Alpen werden. Getrieben von der Sehnsucht nach den Tagen an denen der Anblick dieses Bergmassivs noch Alltag war. Obwohl es dort an der Tagesordnung war, dass ich mich in meine alte Heimat München zurück träumte.

Und vielleicht, ganz vielleicht, müssen wir uns mit dieser unstillbaren Sucht in uns, nach alten wie auch neuen Orten, abfinden und Herr Stuckrad-Barre abermals rechtgeben, wenn er sagt: „Geträumt wird im Konjunktiv, die Sehnsucht bleibt ja immer.“

Um auch in Zukunft in Sehnsucht schwelgen zu können und von weit entfernten Orten träumen zu können, habe ich hier eine Liste meiner Sehnsuchtsorte, oder neudeutsch Bucket-List, zusammengestellt.

Wie sehen eure aus?

Zukünftige Sehnsuchtsorte – hier will ich hin

  • ALASKA

Viel muss man dazu wohl nicht sagen: Die Wildnis, die Weite, die Tiere, die Berge und die Einsamkeit ziehen mich in ihren Bann und ich sauge jede Doku, jeden Spielfilm darüber in mich auf.

 

  • ISLAND

Vielleicht das europäische Alaska oder auch das letzte wirklich wilde Fleckchen in Europa? Ich weiß es nicht, aber ich will die Geysire sehen, in der Silfraspalte tauchen, die Gletscher beobachten und durch diese unwirkliche Mondlandschaft wandern bzw. vorzugsweise mit dem Mountainbike erkunden.

 

  • SCHOTTLAND

Rau, nass, kalt und auch ein bisschen abgelegen. Mein Plan ist ein Mountainbike-Trip nach Schottland. Trails, die durch verwunschene Wälder und Heidekraut bis ans Meer führen. Die kühle Gischt am Strand im Gesicht spüren und anschließend in einem Pub an einem Whiskey wieder aufwärmen.

 

  • SKANDINAVIEN

Ähnlich kalt, ähnlich weit und mit den klassischen roten Häusern doch ganz anders. Einmal mit dem Auto ans Nordkap und wieder zurück – das wär der Traum.

 

  • SIBIRIEN

Stille, Weite, unwirkliche Einsamkeit und eine Kälte, wie wir sie so nicht kennen. So stelle ich mir Sibirien vor und diese Vermutung will ich noch bestätigt wissen.

 

  • MAROKKO

Es scheint kaum in die Liste hier zu passen. Es ist heiß, karg, trocken und weit und breit kein Wald. Dafür unzählige Märkte, Krimskrams, Deko, Schmuck, Wüste, verwinkelte Innenhöfe, Mystik, fremde Gewürze usw.

 

  • AMALFIKÜSTE

Ach, Italien. Es musste fast hier landen. Und einen Teil möchte ich bestimmt noch sehen: die Amalfiküste. Dieser mondäne Ort mit Blick auf Capri. Kleine Buchten, schroffe Felsen und als passender Kontrast, das türkisblaue Meer und die hellgelben Zitronen.

 

  • PACIFIC NORTHWEST (WASHINGTON/OREGON)

Regen, Regen, Regen. Und nochmal Regen. So stelle ich mir den Pacific Northwest vor. Aber das gute am Regen? Es gibt unzählige Regenwälder und vor allem den letzten der gemäßigten Breiten. Dazu Seattle und Portland und im Hintergrund Mount Hood und Mount Rainier.

 

  • RUMÄNIEN

Auch ein bisschen wild, viel Wald und abgelegen. So stelle ich mir Rumänien vor. Wie das genau auf die Liste gekommen ist, kann ich nicht hundertprozentig sagen, vielleicht war es das Unbekannte, das mich gereizt hat. Naja, mit dem Mountainbike sollte man da doch schon mal hin.

 

All-time Favorites – hier war ich schon und will wieder hin

  • BRITISH COLUMBIA

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vancouver? Whistler? Oder Squamish? Die Natur, die Lebensart und die Wildnis ziehen mich in ihren Bann. Die Möglichkeiten als Outdoorsportler sind hier nahezu unbegrenzt und das Beste: Meer, Regenwald und Berge treffen auf engstem Raum, direkt aufeinander. Hier kann man es aushalten, das ganze Jahr. Und genauso oft, möchte ich auch wieder dorthin.

 

  • KALIFORNIEN

Ein bisschen Lässigkeit, ein bisschen Surfer-Lifestyle und jede Menge Natur und Freiheit. Dazu immer Sommer. Das ganze Jahr. Das ist Kalifornien und deshalb verspüre ich meist zu Beginn des Sommers eine starke Sehnsucht nach diesem besonderen Ort.

 

  • ELBA

Die kleine Insel im Mittelmeer ist einer meiner Lieblingsorte. Es gibt Berge, es gibt Meer und es ist so schön typisch italienisch. Es ist touristisch, aber überall findet man sofort einen Ort, wo man ganz allein durch die Macchia streifen kann oder einfach einmal untertauchen kann. Und das Beste: wilde Feigenbäume am Straßenrand – da ist das Mountainbiken gleich nicht mehr so anstrengend!

 

  • KASACHSTAN

Ach ja, ich war erst einmal da, aber hin und wieder zieht es mich in seinen Bann. Dieses unbekannte Land, in dem ich weder die Sprache gesprochen habe, noch das Essen vertragen habe. Aber diese Andersartigkeit und die ungestüme Natur aus Hochgebirge und Wüsten haben mich in ihren Bann gezogen.

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