The woods are lovely, dark and deep

Die Wälder an der Westküste von British Columbia gehören zu den letzten Regenwäldern der gemäßigten Breiten. Moose und Flechten bilden ein dickes, grünes Kleid und kreieren Zauberwälder. Ein Spaziergang. 

Das Grün nimmt mir den Atem. Es umschließt mich. Meinen Körper, meine Gedanken. Es ist allgegenwärtig. Wohin man sieht, ist es grün. Die Bäume sind überzogen mit Flechten und Moosen. Farne erstrecken sich über den Waldboden. Douglasien wechseln sich mit Zypressen und Tannen ab. Umgestürzte Bäume, Äste, Wurzeln verstecken sich unter dicken Matten aus Moos. Es ist weich. Regentropfen perlen darauf ab und sammeln sich an den feinen Härchen. Wie winzig kleine Glaskugeln, die im Licht der Sonne schimmern. Der tiefbraune Pfad aus erdigem Waldboden schlängelt sich durch die dicht bewachsene Landschaft. Bergauf. Felsen durchkreuzen ihn und bilden Hindernisse auf unserem Weg nach oben.

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Die Wälder an der Westküste Kanadas in British Columbia gehören zu den letzten Regenwäldern der gemäßigten Klimazone. Sie zeichnen sich durch Niederschläge von mehr als 2.000 mm im langjährigen Mittel aus. Diese Mengen werden nur in küstennahen Regionen erreicht. Landeinwärts gerichtete Seewinde führen feuchte Luftmassen vom Meer gegen die Coast Mountains und zwingen diese zum Aufstieg. Es kommt zum Steigungsregen. In den Regenwäldern der gemäßigten Breiten wird die Ausprägung der vier Jahreszeiten durch das maritime Klima gebremst und somit sind die Winter milder und die Sommer kühler als im Landesinneren. Auch im Sommer tritt in den Wäldern rund um Squamish häufig Nebel auf. So werden sie feucht gehalten und Moose und Flechten können sich ideal ausbreiten und einen immergrünen Zauberwald erschaffen.

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Im Alice Lake Provincial Park, 13 km nördlich von Squamish, ist der Wald besonders dicht und durchzogen von Seen und Flüssen. Er bedeckt die Coast Mountains und gibt ihnen ein schützendes grünes Kleid.
Am Ende des Pfads erreichen wir einen See. Den Alice Lake. Er hat das Grün des Waldes angenommen und bildet einen steten Kontrast zu den umliegenden Bergen, die mit ihrer weißen Spitze den nahenden Winter ankündigen.

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Vor der Reise habe ich mir so viele Fotos angesehen. Bilder im Internet, in Reiseführern und Bildbänden. Der Wald war omnipräsent. Jetzt stehe ich in ihm. Mittendrin. Farne kitzeln an meinem Bein und ich möchte mich auf den Moosen ausruhen. An den Flechten entlang gehen und sie wie einen Vorhang zur Seite schieben, um zu sehen, was dahinter steckt.

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Wir gehen immer tiefer hinein. Wahrscheinlich stehen Schwarzbären am Wegesrand und beobachten uns. Streifenhörnchen huschen über den Weg und sammeln hastig heruntergefallene Tannenzapfen ein. Doch mit einem Mal lichtet sich der Wald und wir stehen an einem asphaltierten Weg. Ausgespuckt in die Zivilisation. Konfrontiert mit Familien an Picknicktischen. Badetouristen und Wanderern. Noch ein paar Schritte. Wir sind da. Unser grünes Zelt hat sich gut angepasst und steht in Partnerschaft mit den großen Zedern. Mit der Dämmerung machen wir ein Lagerfeuer. Die Nacht dämpft das Grün. Bis sie es vollkommen verschluckt.

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