Von der Kunst unterwegs zu sein

Öffentlich reisen, ist ein anderes reisen. Mit dem Auto ist man schnell mal irgendwo. Immer in seinem eigenen Mikrokosmos, immer ein bisschen abgeschottet. Reist man öffentlich, wird hingegen der Weg zur Reise und das Unterwegssein rückt in den Vordergrund. 

Ich muss zugeben, ich bin gerne mit meinem Auto unterwegs. Es ist nicht nur mein Auto. Es ist mein Caddu, mein Campervan, mein Zuhause-unterwegs. Und trotzdem muss ich sagen: Jedes Mal, wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel nehme, habe ich erst das Gefühl wirklich unterwegs zu sein.

Dabei ist man nicht in einem abgeschlossenen Mikrokosmos bzw. nicht in dem gewohnten privaten, meist bestehend aus zwei Personen, die sich bereits häuslich eingerichtet haben. Man ist unter Menschen. Und kommt häufig nach den ersten zwei Minuten ins Gespräch. Gibt Reisetipps, hört von neuen Sehnsuchtsorten und teilt sich vielleicht die anstrengende Mitfahrerin. Man muss sich arrangieren – und wenn auch nur für ein kurzes Stück. Muss sich immer wieder anpassen und v.a. muss man das Gepäck selbstständig tragen können. Nicht nur tragen, auch verstauen und trotzdem immer das Wichtigste zur Hand haben. Doch dabei erlebt man etwas.

Sobald ich in den Bus oder in den Zug steige und evtl. noch mein Fahrrad dabei habe, habe ich das Gefühl wirklich zu verreisen. Zum Entdecker, Forscher, ja einfach Reisenden zu werden. Dabei aus dem Fenster zu sehen und die Landschaft einfach an mir vorüber ziehen zu lassen. Ganz verschwommen oder glasklar. Auf feine Details zu achten oder nur die Gedanken ziehen zu lassen. Bis zum Horizont. Den Blick hin und wieder auf die Karte gerichtet und dabei nicht nur das Ziel auf dem schnellsten Weg anzukommen, sondern zu reisen. Vielleicht auch einfach eine Station früher auszusteigen und den Rest zur Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Denn Reisen ist nicht nur buchen, ankommen, Touristenspots abklappern, sondern – ganz nach Dominik Prantl und Jochen Temsch – die einfache Kunst unterwegs zu sein.

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