Umweltfreundlicher Wintersport?!

Wir lieben den Wintersport. Unmengen von Touristen verbringen ihren Urlaub jedes Jahr in den Alpen. Zum Skifahren, Snowboarden, Schneeschuhwandern, etc. Leider ist unser Spaß, aber nicht gerade umweltfreundlich. Ein Auftakt zur Wild Recreation Serie: Umweltfreundlicher Wintersport?!

Ganz ehrlich: Wintersport ist nicht gerade umweltfreundlich. Das war mir früher nicht so bewusst. Und auch heute bin ich noch ziemlich gut darin es zu verdrängen. Ich liebe Skifahren. Schon seit ich klein bin. Alles dreht sich im Winter (Anfang September – Ende Mai) darum. In unserer Wohnung haben wir ein Zimmer nur für unser Sportequipment und meine Skiausrüstung nimmt da ziemlich viel Platz ein. Nun könnte ich sagen, mir doch egal, ich gehe Skifahren wie ich Lust habe, weil es zu meinem Leben dazu gehört. Es ist nicht nur Hobby, sondern Leidenschaft, Lifestyle. Schon seit ich 3 Jahre alt bin.

Wenn es da nicht die Umwelt gäbe. Denn wer auf Wild Recreation öfter unterwegs ist, weiß, dass mir die Umwelt ungefähr ebenso am Herzen liegt. Zum ersten Mal merkte ich mit ungefähr 12 Jahren, dass sich in der Umwelt etwas verändert. Klimawandel war da noch kein großes Thema für mich. Aber wir waren im Sommer öfter mal in Sölden zum Skifahren. Zum einen zum Training und zum anderen, weil es mal etwas anderes war im August auf den Gletscher zu gehen. Bis zu diesem besagten Sommer: der Gletscher wurde geschlossen. Es konnte dort nicht im August Ski gefahren werden. Als ich im September wieder kam, wusste ich warum. Die Gletscherzunge war nicht mehr da, wo sie hingehörte. Sie war weg. Einfach nach oben gewandert. Hatte genug von den Skifahrern, den Touristen und der Wärme. Das glitzernde Weiß der Piste hatte sich in ein graues Monster verwandelt. Kiesel und Geröll übersäten den Rest des Gletschers. Das schimmernde blaue Eis war verschwunden und die Liftstützen ragten aus den klaffenden Wunden des Rettenbachferners. Das hat mich schockiert. Das wollte ich nicht sehen, damit wollte ich nichts zu tun haben. So wie die meisten.

Outdoorsportler vs. Umwelt?!

Denn sind wir einmal ehrlich, Wintersportler oder auch Outdoorsportler wollen nie damit konfrontiert werden, dass auch sie nicht ganz unschuldig sind am Klimawandel. Sind sie doch neumodische Nature Lover. Fahren mit ihren Privat-PKWs in die Alpen. Maximal zwei Personen pro Auto und stellen sich Wochenende um Wochenende in den Stau im Zillertal, in Garmisch oder sonst wo. Sie fahren gern auf Kunstschnee, wenn der Naturschnee nicht ausreichend ist. Nur um Ski zu fahren. Dass dafür ganze Strom- und Wasserleitungen mitten durch die Hänge gelegt werden und die schweren Baumaschinen irreparable Schäden an Boden, Tier- und Pflanzenwelt anrichten, wird hingenommen. Man sieht die Skigebiete im Sommer ja meistens nicht. Leider bin ich da auch dabei. Andere Exemplare, die sich für besonders umweltfreundlich halten, planen eine Busreise zum Nachtskitouren an den Hirschberg am Tegernsee. Von München aus. Sind ja schließlich viele Leute in einem Fahrzeug und keiner fährt allein. Ein Problem gelöst. Wenn sie dann aber damit konfrontiert werden, dass sie, wenn sie nachts in Heerscharen den Hirschberg hinauf staksen, bedrohte Tierarten in ihrer Ruhe stören, dann ist Schluss mit der Umweltfreundlichkeit und Naturliebe. Das Birkhuhn, die bedrohte Tierart am Hirschberg, hat schließlich eine eigene Schutzzone und in die ist man ja nicht hineingetourt. Ob das Birkhuhn allerdings weiß, wo genau die Grenze der Schutzzone verläuft ist eher fraglich. Und ob es wirklich sein muss, dass 20 Münchner nachts durch die unberührte Natur stapfen, sich dank Busanfahrt den Stempel „Umweltfreundlich“ aufdrücken und nicht mal da den Tieren ihre Ruhe lassen können, sei dahin gestellt. Denn eines ist Umweltschutz sicher nicht – eindimensional.

Team Playground hat unsere Wintersport-Auswirkungen in Bild und Ton zusammengefasst

Aktuelle SLF-Studie zeigt wie es um den Winter steht

Eine neue Studie des Schweizer Schnee- und Lawinenforschungszentrum SLF in Davos zeigt eindrucksvoll und auf erschreckende Weise, was in den Alpen zu erwarten ist: Wenn der Klimaschutz nicht bald deutlich vorankommt, rechnen die Wissenschaftler vom SLF bis zum Ende des Jahrhunderts mit 70 Prozent weniger Schnee. Erreichen wir das Zwei-Grad-Ziel, werden es „nur“ rund 30%. Grund dafür: Es wird wärmer und zwar nicht nur im Flachland, sondern vor allem in den Alpen. Diese sind ein sensitives System, das sehr sensibel auf Temperaturveränderungen reagiert. Der Teufelskreis daran: Je weniger Schnee, desto mehr heizt sich der Boden auf und desto weniger Schnee bleibt liegen. Am meisten betroffen werden dabei Regionen sein, die unter 1.200 Meter liegen. Die Klima-Simulationen errechnen, dass in diesen Bereichen bis zum Ende des Jahrhunderts kaum noch Schnee fallen wird. Je nach Emissions-Szenario und Höhenlage werden die Winter laut der Studie rund einen halben bis zu einem Monat später beginnen und ein bis drei Monate früher enden.

Neue Wild Recreation-Serie: Umweltfreundlicher Wintersport?!

Fakt ist: wir bewegen uns in der Natur. Müssen dort hinkommen und hinterlassen Spuren. Daran ist nichts zu rütteln und da nehme ich mich ganz sicher nicht aus. Aber wir müssen etwas ändern und es ist schön, dass es auch Initiativen gibt, die sich mit umweltfreundlichem Winter-/Bergsport auseinander setzen. Mit Dreien davon habe ich gesprochen. Jeder mit seiner ganz eigenen Meinung und mit seinem ganz eigenen Hintergrund. Beispielsweise habe ich mit Arthur De Jong, Mountain Planning & Environmental Resource Manager Whistler/Blackcomb gesprochen und mir von ihm erklären lassen, was eines der größten Skigebiete Nordamerikas für eine nachhaltige Entwicklung macht. Dani Hochmuth, Präsidentin von Protect our Winters Austria, hat mir erzählt was für sie umweltfreundlicher Wintersport ist und was ihre Organisation Protect our Winters dafür macht. Zu guter Letzt gibt der Deutsche Alpenverein Tipps für den eigenen umweltfreundlichen Bergsport.

Teil 1 der Serie “Umweltfreundlicher Wintersport ?!”: Interview mit Arthur DeJong von Whistler Blackcomb

Teil 2 der Serie “Umweltfreundlicher Wintersport?!”: Interview mit Daniela Hochmuth von Protect our Winters Austria

Teil 3 der Serie “Umweltfreundlicher Wintersport?!”: Interview mit Manfred Scheuermann vom Deutschen Alpenverein

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