Treten ist in, Shuttlen ist out

Frau fährt mit Mountainbike bergauf

Sich mit den neuesten Carbon Enduro Bikes zum Traileinstieg fahren lassen, unten wieder abholen und alles wieder von vorn. Bikeshuttles gelten im Bikeurlaub als das Nonplusultra. Dabei ist es doch das langweiligste überhaupt.

Manchmal bin ich neidisch. Hauptsächlich dann, wenn ich schon knapp 1.000 Höhenmeter in den Beinen habe, mich mit circa 4 km/h den Berg hinauf quäle und von einem Shuttle, das mich gerade überholt, in den Straßengraben gedrängt werde. Ich bin neidisch auf die Mountainbiker, die gerade in dem Shuttle sitzen, sich unterhalten, lachen, einen Müsliriegel essen, Bilder für die nächste Instagram-Story aussuchen oder einfach aus dem Fenster schauen, während sie ein Chauffeur zum Traileinstieg bringt. Zum dritten an diesem Tag. 

Frau trägt Mountainbike auf Berg
Selbst treten oder sogar tragen: Das gehört für mich zu einem Mountainbiketag dazu.

Während ich nur einen Trail fahren werde. Einen, den ich gestern Abend in stundenlanger Tüftelei ausgewählt habe. Wo hat man am meisten Abfahrt für am wenigsten Aufstieg? Welchen Uphill nehme ich am besten? Und welchen Trail muss ich in dieser Region unbedingt fahren? Während andere an einem Wochenende alle fahren können, muss ich mich an meinen zwei freien Tagen auf meist zwei Trails beschränken. Doch gerade dann, wenn mich dieses Shuttle überholt und ich die herausgeputzten Carbon Enduro Bikes auf dem Anhänger sehe, weicht mein Neid zu Stolz. Stolz darüber, dass mein Carbon Enduro Bike noch das machen darf, wofür es gebaut wurde: bergab und bergauf fahren. Dass meine Beine mich selbst nach oben tragen und dass für meinen Spaß nicht die Umwelt verpestet werden muss.

Die Fragen, die ich mir dann immer stelle, wenn ich halb sehnsüchtig, halb verachtend den Shuttles hinterher blicke: Wieso haben diese Fahrer ein Enduro Bike? Warum keinen Freerider? Keinen Downhiller? Klar, Enduro ist Trend. Diese Form des Mountainbikesports wurde in den letzten Jahren am meisten gehyped. Doch die Bikes wurden ebenso für den Aufstieg wie für die Abfahrt konstruiert. Eigentlich sind diese Bikes doch die vielseitigsten. Die Abenteurer, die sich weder vor steilen Aufstiegen und Tragepassagen scheuen, noch vor Sprüngen im Bikepark. Wieso haben dann die sogenannten Enduristen diese Form des Mountainbikens verlernt? Wieso muss es immer mehr, immer weiter, immer schneller sein? Und so ist mein Neid am Traileinstieg komplett verflogen. Dieser Trail wird nicht nur einer von vielen. Sondern DER eine an diesem Tag. Etwas besonderes. Und darüber bin ich stolz. 

Titelbild: Madlaina Walther

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