200 Jahre Fahrrad – oder über meine Leidenschaft für das Zweirad

Das Fahrrad wird in diesem Jahr 200. Es hat viel miterlebt: Kriege, Revolutionen, Umbrüche. Dabei hat es auch mit mir viel miterlebt – oder ich mit ihm. Nicht ganz 200 Jahre, aber knappe 25 Jahre sind auch wir schon zusammen unterwegs.

Das Fahrrad. Irgendwie begleitet es mich schon immer. Anfangs mit Stützrädern, eh klar. Eine Liebe auf den ersten Blick war es dabei nicht. Meine Knie fanden das damals auch nicht ganz so gut. Ein Sommer mit aufgeschrammten Knien. Sonderlich clever, habe ich mich bei meinen ersten Versuchen auch nicht angestellt – ist aber heute leider manchmal nicht besser. Ich konnte super fahren, solange ich das Gefühl hatte, dass mein Papa die Hand am Gepäckträger hat, auch wenn das manchmal nur vorgetäuscht war. Aber sobald er losgelassen hat, bin ich umgefallen. Wie ein nasser Sack. Direkt eingeschlagen auf der Straße vor unserem Haus. Spaß gemacht hat das nicht, das weiß ich noch.


„Meine erste Liebe: ein lilafarbenes Wheeler.“


Später wurde das Fahrrad eher Mittel zum Zweck: schnell zu Freunden kommen, zur Oma oder zum Bäcker. Das klassische Kinderrad habe ich aber schon früh hinter mir gelassen. Ein Mountainbike sollte her. Meine erste Liebe: ein lilafarbenes Wheeler. Nicht mal richtig lila, eher lavendelfarben. Das war cool. Das hatte was. Das war mein neuer Begleiter. Damit konnte ich um die Häuser ziehen und die Spielplätze unsicher machen.

Seit 200 Jahren ist das Fahrrad vielseitiger Begleiter | Rider: Simon Sirch ©Wild Recreation

Regeln gab es dann erst in der Grundschule. Aber auch den nächsten Schritt in Richtung Freiheit. Die Fahrrad-Prüfung in der dritten Klasse. 0 Fehler! Check! Ich durfte alleine in die Grundschule radeln. Ganz offiziell. Von jetzt an trafen wir uns jeden morgen in unserem Vorort und fuhren zusammen in die Schule die knappen 3 Kilometer. Neben der Schule, habe ich damals auch angefangen an den Tennisplatz zu radeln. Das Fahrrad war mein Fortbewegungsmittel und ich konnte von nun an überall hin.

Weiter ging es dann mit so ungefähr 11 Jahren beim richtigen Mountainbiken. Damals waren wir häufig am Wochenende in der Tiroler Zugspitz Arena. Genauer gesagt in Biberwier. Tauchen und Mountainbiken. Zusammen mit meinen Eltern und ihren Freunden wagten wir uns an den Moser Bike Guide und lernten schnell, dass die Länge einer Tour wenig ausschlaggebend ist, wenn man nicht auf die Höhenmeter schaut. Bei 17 Kilometern und 800 Höhenmetern um 5 Uhr abends lieber die Finger davon lassen! Wenn ich nicht mehr konnte hat mich mein Papa immer abgelenkt: Ich durfte ihm von meinen Lieblingsbands erzählen. Und schwuppdiwupp waren wir oben.

Das Fahrrad braucht weder Trails noch Straßen, eine Quarterpipe tut’s meistens auch | Rider: Dominik Maier @Wild Recreation

Damit war der Grundstein gelegt. Mit 14 Jahren ging es dann das erste Mal an den Gardasee. Den Altissimo bin ich am zweiten Tag gefahren. 2.000 Höhenmeter. 5 Stunden Aufstieg. Inklusive Schneewanderung bis zum Gipfel, da hatte ich mir die heiße Schokolade und die drei Stück Würfelzucker mehr als verdient, um wieder zu Kräften zu kommen. Von da an war Mountainbiken nicht mehr nur ein Sport. Es war ein Lifestyle. Der Gardasee stand jedes Jahr auf dem Programm. Meist an Pfingsten. Trails fahren, baden und dem Limoncello frönen.


„Der BMX-Platz war der Treffpunkt. Es war ein Alternativer-Ort. Dort konnten wir dem Kleinstadt-Tross entfliehen und uns der Bike-Kultur hingeben.“


Zu der Zeit fing es auch an, dass meine Freunde einen eigenen Dirtplatz aufbauten. Der BMX-Platz war der Treffpunkt. Es war ein Alternativer-Ort. Dort konnten wir dem Kleinstadt-Tross entfliehen und uns der Bike-Kultur hingeben. Obwohl es nicht einmal die Flucht aus der Kleinstadt-Tristesse war, denn ohne diese wäre das so nie möglich gewesen. Der Platz, der Raum, den das Fahrrad fahren eingenommen hat, hätte so in der Großstadt niemals funktioniert. Nur hier gab es freie Flächen. Wald. Und keine Nachbarn, die sich über Musik oder Parties mit meterhohen Lagerfeuern beschweren konnten. Auf dem BMX-Platz verbrachte ich Nachmittage, Abende und auch ganze Nächte. Lernte ein bisschen BMX fahren, aber vor allem mit der Kamera umzugehen. Jeden einzelnen Tag fuhr ich nach der Schule 15 Kilometer mit meinem Mountainbike von Irsingen bis nach Mindelheim. Abends wieder zurück. Nur um abzuhängen und mit meinen Freunden ein bisschen Fahrrad zu fahren. Ein Roller kam für mich dabei nie in Frage. Warum auch, hatte ich doch zwei gesunde Beine und ein funktionierendes Rad, das mich zuverlässig raus aus meinem Heimatdorf und hinein ins Geschehen brachte.

Selbst fliegen kann man mit dem Fahrrad ganz gut | Rider: Simon Sirch @Wild Recreation

Das Mountainbiken wurde anschließend weniger. Während meines Bachelorstudiums in München war ich hauptsächlich mit meinem Stadtrad unterwegs. Dafür damit jeden Tag 10 Kilometer. Hin und wieder auch auf den Isartrails. Aber erst in Innsbruck wurde das Mountainbiken wieder mehr und langsam aber sicher musste ein Enduro-Bike her. Hier gab es Trails ohne Ende und jede Menge Freunde mit denen man nach der Uni unterwegs sein konnte. Statt Party gab es hier Mountainbiken, oder manchmal zuerst das Eine und dann das Andere. Von da an war das Mountainbike nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben.

 

Dabei ist das Fahrrad nicht nur Sportgerät, sondern vor allem auch purer Lifestyle | Rider: Dominik Maier ©Wild Recreation
BMX-Platz-Entspanntheit | Rider: Maxi Schorer, Simon Sirch ©Wild Recreation

Aber nicht nur das Mountainbike. Das Fahrrad an sich. Bis heute zähle ich drei Fahrräder in meiner Gang: Mountainbike, Stadtrad, Rennrad. Alle mit Geschichte und mehr oder weniger auf dem neuesten Stand. Von Up-to-date bis Vintage. Das Fahrrad gehört zu meinem Leben. Füllt meine Wochenenden. Sommer wie Winter. Das ganze Jahr ist es mein Begleiter. Mein tägliches Fortbewegungsmittel, mein Trainingspartner und mein Adventure-Buddy. Liebes Fahrrad, happy Birthday! Auf 200 weitere Jahre!

In diesem Sinne: Bussi baba, happy Birthday liebes Fahrrad! Rider: Dominik Maier ©Wild Recreation

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