Canyon Lands

Einsame Straße Richtung Colorado Plateau in Arizona

Strände, Wälder, Städte und – die Wüste. Horizontlange Straßen und rostrote Sandsteinformationen. Willkommen in Canyon Lands.

„Sorrow drips into your heart through a pinhole

Just like a faucet that leaks and there is comfort in the sound

But while you debate „half empty or half full?“

It slowly rises, your love is gonna drown“

Mein Kopf donnert gegen die Seitenscheibe. Mein linker Kopfhörer rutscht vom Ohr. Death Cabs Klavier und Gitarren hallen nach. Benjamin Gibbards Stimme echote mit „your love is gonna drown“ durch meinen Kopf. Ich blinzle aus dem Fenster. Staub hat sich über die Scheibe gelegt. Wie Sommersprossen ziert er unseren weißen Chrysler. Die Sonne brennt auf meine Oberschenkel. Mein Gesicht. Wir sind noch immer in der Wüste. Die Erde ist rot. Grand Canyon-like. Aber viel flacher. Weiter. Aufgelockert nur durch den salbeifarbenen Wüstenbeifuß. Der Wüstenstaub macht die Luft dunstig. Schemenhaft. Er vernebelt unsere Sicht. Oder sind es meine Sinne? Direkt neben der Straße wirbeln Hufe den kupferfarbenen Sand auf. Fünf, zehn, ich weiß nicht wie viele, Wildpferde jagen neben uns her. Sind es Wildpferde? Ihre Mähnen sträuben sich gegen den Wind. Ihr Fell glänzt in der Abendsonne. Wie im Traum rauschen sie vorbei. Oder wir an ihnen?

Fee und Marina unterhalten sich, sie scheinen die Pferde nicht gesehen zu haben. Sie drehen die Musik lauter. Ich muss eingeschlafen sein. Das letzte Schlagloch hat mich geweckt. Die Straßen sind schmaler geworden. Die Interstates und Highways haben wir irgendwo verloren. Verlassen. Ebenso die flirrende Wüste. Das so überladene und alles verzehrende Las Vegas. Das Hinterhof-Motel abseits des Strip. Die Lichter, Spieler, Bachelor-Parties. 

Wir sind wieder unterwegs. So wie wir es wollten. Uns vorgenommen haben. Das schwere San Francisco, die Giganten im Sequoia und die Naivität des Death Valley – alles hinter uns gelassen. Eingepackt in unsere Rucksäcke und im Kofferraum verstaut. Auf die Speicherkarte unserer Kameras gebannt und tief in unsere Herzen eingebrannt. Jetzt also weiter. Zum großen Star. 1,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte. Mit bloßem Auge zu erkennen. Anzufassen. Abzulichten. Rostroter Sandstein geformt durch das Mäandern des Colorado River. Als Ziel stand er nicht ganz oben auf meiner Liste. Ich wollte die Küste, die Wälder, vielleicht noch die Wüsten. Kalifornien eben. Jetzt sind wir in Arizona. „The Grand Canyon State“. 

Die horizontlangen Straßen. Die Ebenen. Und ganz entfernt zeichnen sich erste Umrisse ab. Von den Bergen. Den Ausläufern des Colorado Plateau. Der rostrote Staub formiert sich zu Felsformationen. Von kupferrot bis schokoladenbraun. Und leitet uns zum North Rim.

Ich setze die Kopfhörer wieder auf. Schließe meine Augen. Lege den Kopf an das Seitenfenster. Death Cab for Cutie liefert den Soundtrack, während wir dem Grand Canyon entgegen rauschen. 

„I wish we could open our eyes

To see in all directions at the same time

Oh, what a beautiful view“

Death Cab for Cutie – Marching Bands of Manhattan)

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