Think outside the box: Nachhaltiger Outdoorsport im Jahr 2020

Wie geht nachhaltiger Outdoorsport 2020?

Reicht es, wenn wir als Outdoorsportler darauf achten Equipment und Bekleidung aus recycelten Materialien zu kaufen oder mit Bus und Bahn ins Skigebiet zu fahren? Ich denke nicht. Ein Plädoyer für einen nachhaltigeren Alltag von Trail bis Esstisch.

Im letzten Jahr habe ich für powderguide.com einen Artikel zu dem Thema geschrieben, warum Skifahren politisch ist. Warum es nicht mit dem Kauf der Ausrüstung oder der Fahrt ins Skigebiet aufhört, sondern weshalb es wichtig ist, dass wir auch abseits der Sessellifte für unseren Sport einstehen. Und irgendwie hat mich dieser Gedanke nicht losgelassen. Sobald wir unsere Sportausrüstung ablegen, das Fahrrad in die Garage oder die Ski in den Keller stellen, haben wir doch nicht aufgehört Outdoorsportler zu sein. Und andersrum auch nicht.

Vielleicht muss ich für das, worauf ich jetzt aber hinaus will, noch ein Stück ausholen: Ich bekomme immer wieder Anfragen, ob ich Tipps für nachhaltigen Outdoorsport geben kann. Und ganz ehrlich? Das freut mich wirklich sehr! Doch dann fällt es mir immer schwerer meine Tipps aufzuschreiben. Listicals wie „5 Tipps für nachhaltigen Wintersport“ oder „So fährst du nachhaltig Mountainbike“ habe ich zu genüge auf meiner Festplatte liegen – die findet ihr sogar auf diesem Blog hier. Aber ganz ehrlich? Ich glaube das ist es nicht. Nachhaltigkeit ist nicht an ÖPNV fahren oder Ausrüstung aus recycelten Materialien auszumachen. Und deswegen tue ich mir mittlerweile so schwer mit Anfragen wie „Ich brauche noch jemanden, der was zu nachhaltigem Wintersport sagt“. Denn ehrlich gesagt, hört es doch da nicht auf, oder?

Lisa Amenda in den Bergen beim Mountainbiken
Warum reicht es nicht, mich auf dem Trail nachhaltig zu verhalten?

Es ist zwar richtig und wichtig, dass man sich über alternative Anreisemethoden in die Skigebiete Gedanken macht oder wirklich nur dann Ski fährt, wenn Schnee liegt, aber mittlerweile reicht das nicht mehr. Ich denke, dass es im Jahr 2020 wichtig ist, dass wir uns nicht mehr nur auf unseren Sport fokussieren und in unserer Outdoorblase gemütlich mit Chips auf dem Sofa einrichten. Deswegen möchte ich euch einladen mit mir größer zu denken: Corona hat gezeigt, dass ungebremstes Wirtschaftswachstum irgendwann an seine Grenzen kommt und nachhaltige Unternehmenslösungen gefragt sind. Ich habe dazu auf ispo.com diskutiert, ob nachhaltige Unternehmen besser durch die Krise kommen. Das Ergebnis? Ja, anscheinend schon.

Wahrscheinlich hört das aber gar nicht bei den Unternehmen auf, sondern es fängt bei uns an. Warum sollten wir uns als Skifahrer nur aufs Skifahren fokussieren? Warum sollten wir uns als Mountainbiker nur um unseren Sport sorgen und nicht um das Essen auf unserem Teller? Denn wir haben jeden Tag die Wahl. Und das fängt bei der Wahlurne bei den Bundestagswahlen an und hört an der Supermarktkasse auf. Entscheide ich mich für regionale Bio-Lebensmittel oder doch die günstige Discounter-Variante? Und jetzt kommt mir nicht mit der Kostenfrage. Ja, Bio-Lebensmittel kosten mehr, aber wenn wir uns auf sündhafteuren Mountainbikes die Freizeit vertreiben können, dann sollten wir uns die Kostenfrage beim Essen nicht stellen dürfen. Und wenn man sich tatsächlich im Bioladen auf regionales und vor allem saisonales Obst und Gemüse fokussiert, dann ist es gar nicht teuer. Vielleicht haben wir aber auch einfach verlernt den wahren Preis für Produkte zu kennen. Und vor allem, dass man beispielsweise im Winter nicht die größte Auswahl an regionalem Obst und Gemüse hat. Kohl steht da nämlich ganz oben auf dem Verfügbarkeits-Stockerl. 

Doch neben der Geldfrage will ich euch einladen auch eine Wertschätzungsfrage zu stellen: Wir selbst wollen immer möglichst hoch und fair für unsere Arbeit entlohnt werden. Ist es dann nicht auch fair, dass die Natur, die uns mit Lebensmitteln versorgt und Trails zur Verfügung stellt oder Menschen, die unsere Kleidung nähen ebenso fair behandelt und entlohnt werden?

Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist nämlich gar nicht mal so geil. Sie ist wohl eher zerstörerisch. Denn wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen und unseren Sport möglichst nachhaltig ausrichten wollen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass die Natur und wir gar nicht so unterschiedlich sind. Wir zählen nämlich auch zur Natur. Wir selbst sind Natur. Und wir sind die einzigen Lebewesen, die es geschafft haben, das eigene Zuhause zu zerstören. Aber da ich nicht mit diesem Bild aufhören möchte, will ich euch dazu ermutigen raus zu gehen: Verbringt so viel Zeit wie möglich in der Natur. Beobachtet auf eurem Hometrail, wie sich die Jahreszeiten ändern, wie die ersten Blumen im Frühling aus dem braunen Laub sprießen und wie der erste Schnee im Herbst auf die goldenen Blätter fällt. Und dann ist es vielleicht gar nicht soweit hergeholt, dass wir einen respektvolleren Umgang mit unserem Zuhause in unser ganzes Leben einladen. 

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