
Campingplätze sind Welten für sich. Hier gehören Crocs, Bademäntel und ausgeleierte Radlerhosen noch zum guten Ton. Ein Tag auf einem italienischen Campingplatz.
7.31 Uhr: Emsiges Wirtschaften auf dem eigenen Stellplatz. Stühle und Tische werden aufgestellt. Der teure Campingteppich noch einmal durchgefegt und sämtliche Dinge, die den Eindruck entstehen lassen, dass man sich inmitten der Natur befindet, wie Kiefernnadeln oder Sand, und die sich nachts auf das Hab und Gut gelegt haben, beseitigt. Die (Schoß-)Hunde werden vor die Wohnwagen-Tür gelassen und dürfen ihre Stellung als potenzielle „Wachhunde“ beziehen.
7:59 Uhr: Der kleine Supermarkt auf dem Campingplatz wird zum Hotspot. Hier wird die Unterlage für den deutsch-italienischen Aufschnitt gekauft (kommt natürlich aber nie an die Semmeln/Wecken/Brötchen/Schrippen/ von zuhause ran, obwohl die Italiener mit „integrale“ jetzt auch schon in Vollkorn machen).
9:14 Uhr: Morgentoilette. Jetzt ist die Zeit, zu der man vortrefflich bierbäuchige Männer in Schiesser-Feinripp und knappem T-Shirt bekleidet durch die Waschräume spazieren sieht. Das andere Kaliber: Bodybuildende Typen nur mit Boardshort bekleidet, die das gesamte Jahr genau auf diesen einen Auftritt in der Campingtoilette hin trainiert haben. Alle gleichermaßen bewaffnet mit Zahnbürste und Handtuch.
10:11 Uhr: Den Sonnenschirm unter dem einen Arm, die Badetasche über die Schulter gehängt und die Luftmatratze unter dem anderen Arm, geht es an den nächstgelegenen Strand. Der Campingplatz leert sich.
12:00 Uhr: Es riecht nach angebratenen Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl, Fisch, Tomatensoße. Mittagszeit.
13:00 bis 15:00 Uhr: Siesta.
15:22 Uhr: Es geht mit Sack und Pack an den Pool. Das Kind mit dem Schwimmreif vorne weg. Ticket gelöst, Badekappe auf und hinein ins Badevergnügen.
17:13 Uhr: Man trifft sich auf einen Plausch vor dem Stellplatz mit den umliegenden Nachbarn. Philosophiert über das neueste Vorzelt, die Änderungen am VW California, über den selbstgemachten Ausbau oder die Kindererziehung. Meist auch alles auf einmal. Auf ein Glas Martini und ein Spiel-Date mit den Kindern verabredet man sich im Anschluss.
18:00 Uhr: Jetzt ist Hochkonjunktur in den Waschhäusern. Und vor allem mangelt es nicht an Menschen in Crocs und Bademänteln. Das Strandoutfit wird gegen Abendgarderobe getauscht. Frauen föhnen, was die Steckdosen hergeben und decken die leicht verbrannte Urlaubshaut mit Bronzer und Make-up ab. Die Männer zücken die Rasierapparate und bringen die Bärte in die richtige Form. Parfum findet auf beiden Seiten Verwendung.
20:10 Uhr: Die Tische der eigenen Campingplatz-Pizzeria sind voll besetzt, ebenso die Bar. Vor den Zelten, Wohnwägen, VW-Bussen und Wohnmobilen wird gekocht, gegrillt und der gesamte Stellplatz per Solarlichterkette ausgeleuchtet.
21:05 Uhr: Auftakt der Kinderdisko mit italienischem Animateur und „Ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger, bin so stark, stark, stark, wie ein Tiger und so …“. Naja, Ohrwurm-Potenzial eben. Auch bei Nicht-Teilnahme an der Kinderdisko – für die ganze Nacht. Zwischendurch hasten immer wieder letzte Eltern mit ihren Kindern zum Ort des Geschehens.
22:00 Uhr: Nachtruhe (Gilt nicht für die Kinderdisko).
Warum ich trotz allem Camper bin, lest ihr hier.