Il dolce far niente

Manchmal nimmt man sich unendlich viele Aktivitäten vor, die man im Urlaub machen will, Orte, die man sehen will und die man in den zwei Wochen freier Zeit erkunden will. Dann kommt alles anders: Man (muss) sich treiben lassen und zelebriert das süße Nichtstun – il dolce far niente. Eine Bildergeschichte.

Eigentlich hatten wir so vieles auf unserer ToDo-Liste für unseren zweiwöchigen Sommerurlaub im letzten Jahr. Wir wollten die Gegend rund um Portofino erkunden, diesen traumhaft dekadenten Ort, der mir eigentlich nur aus der Dolce & Gabbana-Werbung ein Begriff war. Wir hatten ein Haus im Nachbarort Santa Margherita zusammen mit ein paar Freunden gemietet, die Mountainbikes dabei und schon Touren ausgesucht und Pläne für den Besuch des Naturparks und von Cinque Terre geschmiedet.  Wir sind in Santa Margherita angekommen, haben das Haus bezogen, alles fein und am nächsten Morgen klopfte eine eitrige Mandelentzündung an die Zimmertür. Tschüss Mountainbiken und tschüss endlose Sommeraktivitäten. Im Nachhinein? Alles halb so wild. Wir haben die Kamera genommen und haben uns durch die alten Gassen treiben lassen, sind mit der Fähre in den Naturpark Portofino gefahren, haben das Kloster San Fruttuoso besucht, das nur per Schiff oder über einen schmalen Wanderweg zu erreichen ist, waren in Hippie-Läden einkaufen, sind in der Sonne gelegen, haben gelesen, Spiele gespielt und Menschen beobachtet.

Kurz: Wir haben dieses italienische Nichtstun zelebriert. Oder wie man bei uns sagen würde, dem Müßiggang gefröhnt. Und es war entspannt, relaxt und einmal ganz anders. Aber es war auch einmal wirklich Italien.

Portofino
Die Küste des Naturpark Portofino

Portofino ist eine kleine Gemeinde mit 416 Einwohnern östlich von Genua in Ligurien. Es ist ein italienisches Bilderbuch-Fischerdorf und zog schon in den 1950er Jahren Hollywood-Stars wie Humphrey Bogart, Frank Sinatra oder Liz Taylor an die ligurische Küste. Noch heute haben hier italienische Super-Reiche ihre Villen und Appartements mit Meerblick. Einheimische gibt es in dieser italienischen Illusion kaum mehr.

Kloster San Fruttuoso

Das abgelegene Kloster San Fruttuoso liegt mitten im Naturpark Portofino. Es wurde im 8. Jahrhundert vom Bischof von Tarragona gegründet. Er war mit den wertvollen Reliquien des Märtyrers Fructuosus vor den Sarazenen aus Spanien geflohen. Über die Jahre wurde das Kloster immer wieder erweitert. Die dem Meer zugewandte Seite stammt beispielsweise erst aus dem Jahr 1934, während der Kreuzgang im 11. Jahrhundert und das Obergeschoss im 13. Jahrhundert gebaut wurde. Heute leben noch rund 20 Menschen das ganze Jahr an diesem abgeschiedenen Ort.

Ein Markstand im Kloster San Fruttuoso
Am Strand von San Fruttuoso
San Fruttuoso

Laut dem DuMont-Reiseführer ist Santa Margherita Ligure einer der mondänsten Badeorte der Riviera. Schließlich sind rund 60 Prozent der Gästebetten in Vier- und Fünfsterne-Hotels (aber es gibt auch preiswerte und sehr tolle Airbnbs). Versnobt ist es hier allerdings nicht, eher italienisch schick – alles erinnert ein bisschen an die Hochzeiten zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Friedrich Nietzsche, Hugo von Hofmannsthal, Max Frisch oder Greta Garbo hier Urlaub machten. Übrigens: Der Rapallo-Vertrag zwischen Deutschland und der damaligen Sowjetunion wurde 1922 im Hotel Imperial Palace unterzeichnet.

Santa Margherita Ligure

 

Piazza Caprera in Santa Margherita Ligure

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