Crashing the boys party : Der 1. European Women’s Outdoor Summit

„Du bist nicht allein!“ Das war der Tenor des 1. European Women’s Outdoor Summit Ende Oktober 2017 in Flims. Und das ist auch das Motto, das noch drei Monate danach anhält.

Als ich am 11. Juli die Einladung von Hannah Röther und Anna Weiß zum 1. European Women’s Outdoor Summit in meinem Email-Postfach fand, war ich zunächst ziemlich überrascht und dann fühlte ich mich ziemlich geehrt. Schließlich hatten die beiden mir in der Email ordentlich Honig ums Maul geschmiert und mich als eine von 40 anderen Outdoorsportlerinnen exklusiv nach Flims eingeladen. Zu einem Thema von dem ich bisher eigentlich nur am Rand Notiz nahm, bzw. immer eher versuchte es in den Hinterkopf abzuschieben: Frauen im Outdoorsport.

Aber diese Mail brachte mich zum Nachdenken.

Ich war und bin eine Frau, die Outdoorsport betreibt. Ziemlich oft und ziemlich gerne. Und das schon seit ich drei Jahre alt bin. Dass es da Grund zum Handeln geben sollte? Hatte ich irgendwie nur unterbewusst wahrgenommen. Schließlich waren doch immer alles nur Männer. Immer und überall. Vor allem beim Radfahren.

Meine Freunde zuhause im Allgäu hatten einen eigenen Dirtplatz. Ich hing dort jeden Tag nach der Schule ab, schaute ihnen beim BMX fahren zu und probierte mich an der ein oder anderen Line selbst aus. Die anderen Mädchen, die dort waren? Hauptsächlich Schwestern und Freundinnen meiner Kumpels. Aber ein Mädchen, das dort selbst BMX gefahren ist? Das gab es nicht wirklich. Ich war damals irgendwie die einzige, die wegen dem Sport an sich – und weil ich mich in der Sportfotografie verbessern wollte – dort war.

Ziemlich ähnlich war es beim Skifahren bzw. beim Freeskiing. Früher im Allgäuer Skiverband waren noch jede Menge Mädchen dabei, als ich dann aus dem Verband ausgetreten bin und mich mehr und mehr dem Skifahren abseits der Piste gewidmet habe, waren es Jungs mit denen ich unterwegs war.

Das ist bis heute so. In beiden Sportarten. Ich bin es gewohnt mit Jungs zu fahren. Ich finde das auch nicht schlimm. Schließlich ist man doch dann die Ausnahme von der Regel. Man fühlte sich besonders und immer auch ein bisschen wie ein Fabelwesen und das coole Outdoor-Girl. Die Magazine haben das ja jahrelang vorgemacht. Oder kennt ihr ein Outdoormagazin das früher von Frauen geführt wurde? In denen Frauen abgebildet waren? Oder stylische Outdoor-Produkte, die nur für Frauen gemacht worden sind? Und ich meine jetzt nicht die rosa Helme mit Plüscheinsatz. Die coolen Tricks machten immer nur die Männer. Außerdem wurden sie von Männern interviewt, von Männern fotografiert und von Männern unter Vertrag genommen. Die Frauen waren nur die Assistentinnen und Pin-ups, die sich an Messeständen und auf Werbeplakaten in knapper Kleidung gut machten.

Dabei können wir doch so viel mehr und vor allem können wir selber ziemlich gut Ski- und Mountainbikefahren. Und immer wenn ich zusammen mit Frauen unterwegs bin, bin ich doch auch irgendwie froh. Man schließt sich zusammen. Verbündet sich. Pusht sich gegenseitig und macht sich auf ins nächste Abenteuer. Egal auf welchem Level.

Und dieses Gefühl hatte ich auch sofort, als ich in Flims ankam, oder wohl eher schon als ich in München bei Kaddi ins Auto stieg und wir zusammen mit Christine Richtung Flims fuhren. Wir waren eine Gemeinschaft. Und dieses Gefühl hielt an. Drei Tage, viele, viele Vorträge und noch längere Diskussionen über das Thema Frauen im Outdoorsport, konnten daran nichts ändern. Das Ziel von Hannah und Anna, den Outdoorsport weiblicher zu machen und ihn nachhaltiger, partizipativer und vielfältiger zu gestalten, hatten wir dabei immer im Blick. Und von Stunde zu Stunde haben wir gelernt und verstanden, dass wir zwar anders sind als Männer – das ist schon allein wegen unserer körperlichen Voraussetzungen so – aber wir müssen uns nicht immer hinter ihnen verstecken, sondern einfach mal machen. Mal aufstehen und zeigen, dass wir das können. Und dabei geht’s nicht nur um den Sport. Es geht um den Job, die nächste Gehaltsverhandlung und unsere Sichtbarkeit in der Outdoorbranche. Was mir dabei so ein gutes Gefühl gegeben hat? Ich war nicht allein. Egal ob Profisportlerin oder leidenschaftliche Hobbysportlerin, ob Skifahrerin, Mountainbikerin, Skateboarderin, Snowboarderin, Surferin, Kletterin und was sonst noch alles – wir hatten alle dieselbe Einstellung. Wir teilten viele Erlebnisse und Eindrücke, die uns die Outdoorbranche über die Jahre ganz unterbewusst vermittelt hat.

Nicht nur beim EWOS eine Community: Christine, Kaddi und ich sind auch bei den Munich Mountain Girls gemeinsam unterwegs

Deswegen ist es Zeit neue Wege zu gehen und auch einmal zu zeigen, was wir alles können. Unsere Geschichten zu erzählen. Diese einzigartigen Geschichten. Denn der Summit war nur der Auftakt – für das erste sportartenübergreifende Outdoormagazin für Frauen: Bloomers. Ein Magazin, das die Liebe zum Sport vermitteln will, inspirieren soll selbst raus zu gehen, die Natur zu erleben und Frauen die Angst vor dem Outdoorsport nehmen soll. Und sie dabei noch ermutigen will, die eigene Geschichte zu schreiben.

Denn ich glaube, was das wirklich besondere an diesem Wochenende Ende Oktober war und was es war, das mich so geflasht und sprachlos zurück gelassen hat, ist das Gefühl: „Du bist nicht allein!“ Das war an den drei Tagen in Flims so und das ist bis heute so. Alleine in diesen vergangenen drei Monaten ist schon so viel entstanden, so viele neue Möglichkeiten haben sich aufgetan und eine so große Energie hat sich – glaube ich – in jedem von uns entwickelt, endlich alle Selbstzweifel beiseite zu legen und es anzupacken. Es hat „Klick“ gemacht. Vor allem bei mir. Ich habe dieses unliebsame Thema aus meinem Hinterkopf herausgelassen und zugelassen mir darüber Gedanken zu machen. Und vor allem das Ganze in Taten umzusetzen. Falls es schief gehen sollte? Nun ja, den Outdoorsport haben wir dann ja trotzdem noch. Wir können immer noch zusammen raus gehen und Spaß haben. Aber vielleicht sind wir ja auch verrückt und glauben weiter daran. Arbeiten weiter daran. Und weiter. Und weiter. Bis es eines Tages Wirklichkeit wird.

Der zweite Summit steht schließlich schon vor der Tür: Vom 20. bis 23. September 2018 in Flims. Alle weiteren Infos gibt es bei Bloomers.

Titelbild: Andrea Gaspar-Klein

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