Nachhaltige Outdoormode

Umweltfreundliche Mode ist in. Nicht nur im Alltag, sondern auch im Sport. Hier findet ihr einen Überblick über die coolsten und wildesten Sportlabels, die neben Style auch Wert auf Fairness und Umweltschutz legen.

Cool, lässig, funktional und bequem. Das sind für die meisten Sportler die Attribute, die ihre Kleidung ausmachen sollen. Auch für Outdoorsportler. Bedenkt man, dass sie die Natur als ihren Spielplatz sehen, als den Ort, ohne den sie ihren Sport nicht ausüben können, ist hier immer noch viel zu viel konventionelle Mode im Einsatz. Polyester-Gewebe, das bei jedem Waschgang feinstes Mikroplastik in die Umwelt abgibt oder Imprägnierungen mit gefährlichem PFC. Das sind Per- und Polyfluorierte Chemikalien, die in industriellen Prozessen und Produkten verwendet werden. In der Outdoorindustrie werden sie für die Imprägnierung von wasserfester Ausrüstung eingesetzt. Genau gegen diese Chemikalien und für PFC-freie Kleidung hat sich die Greenpeace Detox Kampagne in diesem Jahr eingesetzt. Mit Hilfe dieser Kampagne konnte Greenpeace einige Hersteller dazu bringen bis 2020 teilweise oder vollständig auf PFC in ihren Produkten zu verzichten. Aber auch heute gibt es bereits Firmen, die Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sind. Wer das ist, lest ihr hier:

„Better than new“ – das Motto der Patagonia Worn Wear Tour ©Patagonia

Patagonia – der Vorreiter unter den umweltfreundlichen Sportmarken. Yvon Chouinard, der Gründer von Patagonia, verfolgt seit 1973 das Motto: „Stelle das beste Produkt her und belaste die Umwelt damit so wenig wie möglich“. Für Patagonia ist Umweltschutz deswegen nicht nur ein Thema am Rande und muss heute irgendwie dazu gehören, sondern ist Teil der gesamten Unternehmensgeschichte. Aus diesem Grund sind die Kalifornier auch von Anfang an Vorreiter, wenn es um den Einsatz für den Umweltschutz geht: Durch die von Chouinard gegründete Organisation „1% for the Planet“ spenden Patagonia und viele andere Marken der Outdoorbranche 1 Prozent jedes verkauften Produkts an Umweltschutzorganisationen. Aufmerksamkeit erregte Patagonia als sie am Black Friday 2016 statt auf Schnäppchen zu setzen, die Aktion kurzerhand umbenannt haben und an diesem Tag „100% for the Planet“ gespendet haben. Zusammen gekommen sind da unglaubliche 10 Mio. Dollar. Neben „1% for the Planet“ investieren die Amerikaner ebenso viel in die Materialien ihrer Produkte. 2013 haben sie als Erste Daune mit 100%-igem Herkunftsnachweis verwendet und ihr Verfahren im Anschluss auch auf die Mitbewerber ausgeweitet. Heute setzen sie außerdem auf Recycling-Daune aus alten Bettdecken oder Kleidung, die nicht mehr verwendet werden kann. Zusammen mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ haben sie sich zum Ziel gesetzt, den Tierschutz der gesamten Lieferkette der Outdoorbranche zu verbessern. Bereits seit 1993 verwendet Patagonia recyceltes Polyester und setzt heute außerdem auf recycelte Wolle und Baumwolle. Ihre Denim-Produkte sind aus Bio-Baumwolle gefertigt und werden mit einem neuen Färbeverfahren, Archroma Advanced Denim Technologie, mit Schwefelfarbstoffen gefärbt. Das soll 84% weniger Wasser und 30% weniger Energie verbrauchen und 25% weniger CO2 erzeugen. Ein weiteres Highlight ist die Worn Wear Tour. Patagonia wirbt hier für die möglichst lange Nutzung und vor allem das Recyceln und Reparieren von Kleidung. Trotz aller positiven Seiten, hat leider auch Patagonia ein Laster: bis heute verwenden die Kalifornier Gore-Tex Membranen und schneiden in der Detox Kampagne von Greenpeace mehr als schlecht ab, da sie langkettige PFC durch kurzkettige ersetzt haben. Was Patagonia dazu zu sagen hat, lest ihr hier.

„Ride. Protect. Share“ – das Motto von Picture ©Picture

Picture steht für ausgeflippte Nachhaltigkeit aus Frankreich. 2008 von drei Freunden gegründet, war ihr gemeinsames Motto schnell klar: „Ride. Protect. Share“ Dabei hatten sie sich zum Ziel gesetzt Produkte, die auffallen, so umweltschonend wie möglich zu produzieren. Außerdem sollten die Teile vergleichbare Preise haben, damit sie mit konventionellen Produkten am Markt Schritt halten konnten und sich die Leute im Geschäft nicht aus Kostengründen für oder gegen den Umweltschutz entscheiden. Alle Picture-Produkte sind zu 100 Prozent aus GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle. Außerdem sind 100 Prozent der technischen Bekleidungsteile aus mindestens 50 Prozent recyceltem Polyester. Das Futter der Ski- und Snowboardjacken ist aus gesammelten Stoffresten. Aufsehen erregten Picture vor allem mit ihrer zu 100 Prozent recycelbaren Jacke „Welcome“ und dem „Rethink Bag“. Ein Rucksack aus 30 Prozent recyceltem Polyester, bei dem, nachdem er als Rucksack ausgedient hat, jeder Teil einzeln abgetrennt werden kann und ein weiteres Leben als Laptop-Tasche oder Kulturbeutel führen kann. Highlight der 2016er Kollektion ist der „Hubber Helm“. Der bis dahin umweltfreundlichste Skihelm der Branche. Die Außenschale ist aus Mais gefertigt, der Liner aus alten Armaturenbrettern und Ohr- und Kinnpolster aus recyceltem Polyester. Alle Picture Produkte werden in Europa hergestellt. Hier könnt ihr sogar nachvollziehen, wie groß der CO2-Fußabdruck für euer Lieblings-Picture-Produkt ist, bis es bei euch ist.

Der „Rethink Bag“ von Picture ©Picture
Prana steht seit der Firmengründung für Nachhaltigkeit ©Prana

Die kalifornische Brand Prana steht für ultrabequeme Teile für jeden Tag und Hippie inspirierte Yoga-Outfits. Aber eben auch für Nachhaltigkeit. Für ihre Produkte verwendet Prana Bio-Baumwolle, recyceltes Polyester aus PET-Flaschen, das deutlich weniger Schadstoffe beinhaltet als neu-hergestelltes Polyester und das in der Herstellung auch deutlich weniger Energie verbraucht. Außerdem verwenden sie recycelte Wolle und setzen seit 2016 auf verantwortungsvolle Daune, die nicht aus Betrieben mit Lebendrupf und gemästeten Tieren für die Produktion von Gänsestopfleber kommt. Zudem setzt Prana seit 2011 auf die Reduktion von Plastikverpackungen und konnte so von 2011 bis 2016 auf 10,6 Mio. Plastiktüten verzichten. Derzeit werden rund 79% ihrer Produkte ohne Plastikverpackungen ausgeliefert. Ein weiterer Pluspunkt: Prana hat sich außerdem darauf konzentriert schadstofffreie und nachhaltig produzierte Yogamatten herzustellen.

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit von Prana ©Prana
Pyua macht „ecorrect outerwear“ für jeden Einsatz ©Pyua

Pyua steht im Outdoor-Bereich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz wie kaum eine andere Marke. Es ist die erste Funktionsbekleidungsmarke weltweit, die Outdoor-Bekleidung aus bereits recycelten bzw. recycelfähigen Polyester-Materialien herstellt. Besonderheit: Ein spezielles Rücknahmesystem – das sog. Closed-Loop-Recycling, das Pyua mit seinen Partnern entwickelt hat, bildet einen geschlossenen Kreislauf, bei dem alle Produkte wiederverwertet werden können.  Dadurch hat Pyua die Möglichkeit beispielsweise aus einer alten, zurückgeführten Jacke, eine Hose für die neue Kollektion zu fertigen. Oder andersherum. Gesammelt werden alte Produkte in speziellen Altkleidercontainern. Die Produkte zum Skifahren, Wandern oder für sämtliche andere Outdoorsportarten sind langlebig und funktional, aber vor allem werden sie extrem energie- und rohstoffarm hergestellt. Durch die Produktion in Europa spart Pyua außerdem CO2 und Transportkosten.

Das „Closed-Loop-Recycling-System“ von Pyua ©Pyua
Triple 2 kombiniert Funktion, Ökologie und Style ©Triple 2

2007 gegründet und nach dem Lieblingstrail am Gardasee benannt. Das ist Triple 2. Mit der Homebase in München stellt Triple2 heute Bekleidung für Sport, vorwiegend Radfahren, und den Alltag gleichermaßen her. Denn das gehört mit zur Philosophie von Gründer Matthias Dreuw: Ein Produkt für möglichst verschiedene Einsatzbereiche zu kreieren und das aus Materialien, die Funktion, Ökologie und Style gleichermaßen kombinieren. Herausgekommen sind lässige Teile, die zu 100 Prozent in Kroatien hergestellt sind. Triple 2 verwendet für die Produktion vorwiegend Hanffasern, Sympatex, Bio-Baumwolle, recyceltes Polyester und Öko-Tex zertifizierte Merinowolle.

„We are all under the same sun“ – deswegen sollten wir uns auch für unseren Planeten einsetzen ©Under the Same Sun

Mein absolutes Lieblings-Yoga-Label ist derzeit Under the Same Sun. Die Schweden haben nicht nur außergewöhnliche Designs, sondern produzieren ihre Yoga-Pants, Sport-Bras und Swimwear vor allem fair und zu 100 Prozent aus Newlife Premium Polyester. Das ist aus recycelten PET-Flaschen hergestellt und benötigt in der Herstellung knapp 53 Prozent weniger Energie und Wasser und produziert rund 55 Prozent weniger CO2 als konventionelles Polyester. Jedes Paar Leggings recycelt ungefähr 25 PET-Flaschen. Das recycelte Polyester ist zudem mit dem Öko-Tex Standard 100 zertifiziert. Zudem werden die Leggings umweltfreundlich bedruckt. Dadurch entstehen deutlich weniger Chemikalien während des Färbeprozesses und der Wasserverbrauch sinkt rapide. Neben recyceltem Polyester setzen Under the Same Sun außerdem auf Tencel und nachhaltiges Leder.

Vaude macht Bekleidung aus gefunden Fischernetzen sog. „Ghost Nets“ ©Vaude

Vaude ist ganz klar der Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Der Outdoor-Ausrüster aus Tettnang am Bodensee bezeichnet sich selbst als Europas umweltfreundlichste Outdoor-Brand, ist 2015 als Deutschlands nachhaltigste Marke ausgezeichnet worden und will als erste Firma bis 2020 seine Produkte komplett Schadstofffrei herstellen. Seit 2001 verwendet Vaude bluesign-zertifizierte Materialien. Damit ist eine strenge Gewährleistung der gesamten textilen Wertschöpfungskette gewährleistet. Bei Vaude findet ihr u.a. Produkte fürs Skifahren, Biken, Wandern, Klettern sowie Taschen und Rucksäcke. Mit dem Vaude Green Shape haben die Tettnanger ein Bewertungssystem entwickelt, das eine Garantie für umweltfreundliche Produkte darstellt. Dabei fließen nachhaltige Materialien, ressourcenschonende Herstellung und faire Produktion als Bewertungskriterien ein. Für ihre Green Shape Produkte haben die Tettnanger auch eine Mindestanforderung für die Verwendung von recycelten Materialien: 30 Prozent bei Schuhen und mindestens 90 Prozent bei Bekleidung. Diese Materialien stellen sie zum Teil aus recycelten Fischernetzen, PET-Flaschen oder Altkleidern her. Wie Patagonia ist Vaude auch die Langlebigkeit ihrer Produkte wichtig. Zusammen mit iFixit stellen sie seit 2016 Reparaturanleitungen und Do-it-Yourself-Videos zum Nachmachen auf der Online-Plattform bereit. Also Video einschalten, Nadel und Faden bereitlegen und los geht’s.

Green Shape – Die Vaude-Garantie für umweltfreundliche Produkte ©Vaude

Wer allerdings auch beim Sport auf einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Lebensstil setzen will, sollte nicht einfach seine alte Garderobe sofort aussortieren und in den nächsten Kleidercontainer werfen. Am nachhaltigsten ist es immer noch die eigenen Sachen so lange zu tragen bis sie nicht mehr zu reparieren sind und ihren Dienst endgültig geleistet haben. Ein kaputter Reißverschluss ist deshalb noch kein Grund sie wegzuwerfen. Lieber ein Beispiel an Patagonia und Vaude nehmen und selbst Hand anlegen oder zum Schneider um die Ecke bringen. Wenn ihr euch endültig von einem Teil trennen wollt, sind Tauschparties oder Flohmärkte die ideale Möglichkeit.

Denn generell ist es so: Je länger ein Produkt am Leben ist, desto kleiner fällt sein ökologischer Fußabdruck aus. Transa hat dazu ein fünfstufiges Modell entwickelt, das auf den Teilbereichen Care, Repair, Re-Wear, Re-Use und Recycle beruht. Also, das umweltfreundlichste ist es, ihr legt euch einige wenige Lieblingsstücke zu, die zu euren Adventure-Buddies werden und ihr erlebt so viele Abenteuer zusammen wie nur irgendwie möglich.

Schreibt mir, wenn ihr noch weitere Brands auf der Liste sehen wollt. Ich freue mich auf euer Feedback.

2 Kommentare zu „Nachhaltige Outdoormode

    1. Hi Georg,

      danke dir! Klar, Klättermusen gehört auf jeden Fall dazu. Mein Artikel hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und für alle weiteren Tipps bzgl. nachhaltiger Marken bin ich immer dankbar und werde dann den Post entsprechend updaten und erweitern, um hier ein kleines Nachschlagewerk an nachhaltigen Brands zu schaffen.

      Liebe Grüße und schönen Sonntag
      Lisa

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