
Outdoor. Alles ist heutzutage Outdoor und alles heißt Outdoor. Outdoor Creativity. Urban Outdoor. Outdoor-Handy’s. Outdoor-Bekleidung und vor allem Outdoor-Ausrüstung. Ganze Magazine und Internetplattformen bemühen sich um diese Branche. Doch was ist eigentlich Outdoor? Der gemeine Stadtsportler oder doch der Extrembergsteiger?
Outdoor ist das neue Trendwort. Beziehungsweise ist es ein kompletter Lifestyle. Jeder und alles muss Outdoor-tauglich sein. Es reicht nicht, dass Schuhe wasserfest sind, nein sie müssen auf jeden Fall aus GoreTex gefertigt sein und mindestens Zustieg-fähig sein. Auch in der Stadt. Ist ja klar. Kann immerhin schon einmal passieren, dass man direkt von der Fußgängerzone auf die Zugspitze klettert. Oder dass man in einen Monsunregen kommt, den man ohne GoreTex-Jacke auf keinen Fall überstehen könnte. Wohl gemerkt in der Fußgängerzone einer ganz gewöhnlichen deutschen Großstadt. Was ist das für ein Phänomen, dass sich alles und jeder, der ein bisschen etwas mit Sport am Hut hat Outdoor auf die Fahne schreiben muss? Reicht es nicht mehr, dass man zugibt normaler Stadtsportler zu sein, laufen zu gehen oder Tennis zu spielen? Muss man immer gleich klettern gehen, wandern oder den härtesten Klettersteig? Und warum sind genau das Outdoorsportarten? Tennis spielt man doch größtenteils auch draußen und Golf auch. Man segelt auch draußen und man geht vor allem draußen tauchen. Sind ja auch alles im weitesten Sinne Natursportarten. Und genau da ist der Punkt.
Mit Outdoor verbindet man immer die Nähe zur Natur. Die Ursprünglichkeit, die Flucht aus dem Alltag, das Naturerlebnis, Abenteuer und Nervenkitzel. So weit zur allgemeinen Definition. Damit würde man auch Extremsportler verbinden. Doch leider ist nicht jeder, der sich als Outdoorsportler bezeichnet auch gleich ein Extremsportler. Schließlich treibt sich da draußen so einiges rum, was mit Sport nun einmal gar nichts am Hut hat, dafür aber mit den neuesten Errungenschaften der Outdoorbranche ausgestattet ist. Wanderer ist nun mal nicht gleich Wanderer und bei Kletterern und Mountainbikern trennt sich da ebenfalls ziemlich schnell die Spreu vom Weizen.
Dennoch ist es deutlich zu beobachten, dass sich die Menschen zu Outdoorausrüstungen hingezogen fühlen und dass wohl Urban Outdoor das neue Zeitgefühl ist. Warum sprießen sonst Globetrotters wie Unkraut aus dem Boden deutscher Städte und Hinz und Kunz deckt sich dort mit dem aktuellsten Equipment ein? Selbst der gemeine Städter fühlt sich durch Outdoorprodukte wilder und ursprünglicher. Mit einer GoreTex-Jacke ist er immer bereit für das nächste Abenteuer, selbst wenn er eigentlich nur ins Büro radelt oder zum Bäcker um die Ecke geht. Zustiegsschuhe sind auch auf dem städtischen Asphalt ein Muss, da man sich so naturverbundener fühlt. Man hat die Möglichkeit sofort durchzustarten und müsste nicht erst nach Hause und die Highheels tauschen. Es ist die Möglichkeit, die Outdoor so in macht. Die Möglichkeit immer auszubrechen. Alles stehen und liegen zu lassen und Abenteurer zu sein. Nicht bloß ein 08/15-Büroangestellter, der einmal im Jahr zu Tante Trude in den Bayerischen Wald zum Wandern fährt.
Diese Möglichkeit lässt die Outdoorbranche wachsen und vor allem Sehnsucht. Selbst die Berliner Hipster sind auf den Zug aufgesprungen und tragen jetzt Jack Wolfskin. Wobei man da nicht genau weiß, warum das jetzt wieder so ist.
Doch lassen wir es einfach so stehen: Outdoor ist viel mehr als der bloße Sport in der Natur. Es ist die Sehnsucht nach Abenteuer. Und die treibt jeden insgeheim an – sei es den Extrembergsteiger oder den Bürosportler.