Schwanger Skifahren – geht das?

Schwangere Frau in Stormstride Jacket von Patagonia

Schwanger im Winter und deshalb aufs Skifahren verzichten müssen? Julia Mancuso hat es vorgemacht und ist mit Babybauch durch den Powder gepflügt. Aber ist das auch sinnvoll? Und worauf muss ich als Schwangere achten?

„Guck mal, die Frau ist ja schwanger!“ Ganz genau. Die Frau ist schwanger und die Frau bin ich. Ich stehe in Balderschwang am Sessellift. Ski angeschnallt, Jacke halb offen und in der 26. Schwangerschaftswoche. Doch die Ski an meinen Füßen fühlen sich genauso an wie sie sollen – nach nach Hause kommen. 

Skifahren = körperliche Fitness & mentales Wohlbefinden

Trotzdem habe ich mir lange überlegt, ob ich in meiner Schwangerschaft Skifahren soll. Der Körper verändert sich und das Baby fährt im Kopf immer mit: Was ist wenn ich stürze? Darf ich überhaupt in solch eine Höhe? Fragen, die nicht nur ich mir gestellt habe, sondern fast jede andere Schwangere, die vorher aktiv Ski gefahren ist – wie eine Umfrage auf Instagram zeigt. Doch irgendwie gerät man auch unter Druck. Man sieht Sportlerinnen wie Mancuso oder Resi Stiegler hochschwanger Skitouren gehen oder Powderabfahrten machen. Warum sollte man dann selbst darauf verzichten? Skifahren ist ja nicht nur körperliche Fitness, sondern auch mentales Wohlbefinden.

So auch für Nicola Härle. Die staatlich geprüfte Skilehrerin ist bis einen Tag vor der Geburt ihrer Tochter auf Ski gestanden: „Es hat sich anders angefühlt, vor allem zum Schluss wirken die Kräfte anders auf Bauch und Rücken und man merkt, dass das Bindegewebe weicher ist. Aber da ich mit Ski an den Beinen aufgewachsen bin, war es für mich das normalste der Welt.“

Wie auch ich, machen sich viele andere weniger Gedanken um das eigene Können, sondern vor allem um die anderen Teilnehmer auf der Piste. Das bestätigt auch Hebamme Julia Heitmann aus Garmisch-Partenkirchen. Sie berät seit mehr als einem Jahrzehnt sportlich-ambitionierte Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft: „Ich würde nicht unbedingt am Sonntag um 10 Uhr am Hausberg mit Skischulen, Touristen usw. die Piste teilen. Fremdgefährdung kann man nie ausschließen, aber minimieren.“ Außerdem sollten Schwangere vorab mit Hebamme oder Frauenärztin klären, ob ein Risiko für eine Frühgeburtlichkeit besteht, wie lang aktuell der Gebärmutterhals ist und ob Blutdruck und Puls am Tag der Ausfahrt im Normbereich sind. Zusätzlich rät sie zu mehr Magnesium bei sportlichen Aktivitäten. 

Wie lange darf ich mit Babybauch Skifahren und wann sollte ich verzichten?

Aber wie lange kann man mit Babybauch überhaupt Skifahren? „Eine Frage die man pauschal so nicht beantworten kann. Deswegen ist es so wichtig, mit Experten zusammen zu arbeiten. Eine Frau, die ihr Leben lang Ski fährt, kann theoretisch – so lange keine pathologischen Faktoren vorliegen – mit Ski in den Kreißsaal fahren“, erklärt Heitmann. Man solle aber immer das Risiko eines Blasensprungs einkalkulieren und wie man von Piste oder Skitour schnellstmöglich ins Krankenhaus kommen könnte.

Und wann sollte ich komplett aufs Skifahren verzichten? „Wenn man Läuferin ist und jetzt mit Skifahren anfangen will. Bei vorzeitigen Wehen oder wenn man schonmal eine Frühgeburt hatte, sich nicht gut fühlt oder der Puls zu hoch ist. Auch, wenn man nicht weiß wie man richtig stürzt oder die Bedingungen nicht gut sind. Wichtig wäre hier auch zu wissen, wo die Plazenta (Mutterkuchen) sitzt. Bei einer Vorderwandplazenta muss man sehr gut beraten sein oder ab der 24. Woche aufs Skifahren verzichten“, gibt Heitmann zu bedenken. Und wie war das jetzt mit der Höhe? Da gibt Heitmann teilweise Entwarnung: „Frauen, die in den Bergen groß geworden sind, haben in der Regel selten Probleme. Man kann aber nicht ausschließen, dass ab einer Höhengewinnung von 1.500 Höhenmetern ein potentielles Risiko besteht. Auch hier ist die richtige Betreuung sehr wichtig.“

Grundsätzlich gilt also: Schwangere sollten beim Skifahren auf ihre Intuition hören – und sich gut beraten lassen. Das Bauchgefühl täuscht uns selten. Und so bin ich tatsächlich letzten Winter nur einmal auf Ski gestanden. Irgendwie hat mich mein Bauch eher auf die Yogamatte geführt. 

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