Fluffig leicht, feucht und schwer oder pickelhart: Schnee hat für Skifahrer:innen viele Gesichter. Welche das genau sind und wie sie sich unter den beiden Brettern anfühlen, erklären wir hier.
Ein Mythos, der sich in Bezug auf Schnee hartnäckig hält ist, dass Eskimos rund 100 verschiedene Namen für ihn hätten. Leider ist es nur ein Wissenschaftsmärchen, das auf den deutschen Ethnologen und Sprachwissenschaftler Franz Boas zurückgeht. 1911 hatte er berichtet, dass Eskimos vier verschiedene Begriffe für Schnee besäßen. Ein Student von Boas berichtete ebenfalls über das Thema und dann noch einer. So wurden aus vier Wörtern sieben und so weiter. Bis eine Art Stille Post entstand und sich bis heute das Märchen hält, dass Eskimos 100 verschiedene Wörter für Schnee besäßen.
Dabei war das wichtigste Ergebnis von Boas Forschungen, dass wir uns sprachlich unserer Umgebung anpassen. Und je öfter wir uns zum Beispiel auf Schnee bewegen, fällt uns auf, dass wir nicht nur auf einer Art Schnee Skifahren, sondern auf vielen verschiedenen. Mittels Sekunden einer Abfahrt kann er sich verändern. Diese Veränderungen zu meistern, gehört zur Kunst unseres Sport. Ebenso wie über die gängigsten Schneeformen Bescheid zu wissen:
Champagne Powder
Wer gerne abseits der Piste unterwegs ist weiß: Champagne Powder ist der heilige Gral des Skifahrens. Dafür wurden breite Freerideski entwickelt und dafür machen sich jährlich Skifahrer auf den Weg nach Nordamerika. Besonders häufig ist diese seltene Gattung des Schnees in den amerikanischen Rocky Mountains zu finden. Wenn dort Schnee fällt, hat er fast dieselbe Temperatur wie in den Alpen. Da die Skigebiete in den Rocky Mountains allerdings in Höhen zwischen 3.000 und 4.000 Meter liegen, ist die Luft dort sehr kalt. Das heißt die Schneeflocken gefrieren wieder und werden nicht so klebrig wie in tieferen Lagen. Hinzu kommt, dass bei uns das Klima durch den Atlantik mitbestimmt wird. Das bringt feuchte Luft. In Colorado ist die Luft hingegen trocken, da die Wolken, die vom Pazifik kommen, bereits ihre Feuchtigkeit über Kalifornien, Nevada und Utah verloren haben.
Pulverschnee
In den Alpen kommen wir Champagne Powder mit Pulverschnee ziemlich nahe. Der Deutsche Wetterdienst definiert Pulverschnee so: „Als Pulverschnee wird trockener Schnee bezeichnet, der noch nicht verfestigt oder verdichtet ist und auch unter Druck nicht zusammenklebt. Pulverschnee fällt meist bei Temperaturen zwischen minus 2 und minus 10 Grad Celsius und bei windschwachem Wetter.“ Am ehesten findet man ihn in großen Höhen und wenn das Tiefdruckgebiet nicht vom Atlantik kommt. Ein guter Spot ist dafür der Arlberg. Der locker leichte Schnee ist für Schneeballschlachten zwar eher suboptimal, aber für das Skifahren umso besser.
Firn
Laut EAWS (European Avalanche Warning Services) ist Firn Schnee der vergangenen Jahre, der durch Schmelzen, Wiedergefrieren und Druck von zusätzlichen Schneeschichten stark umgewandelt wurde. Im Skifahrer Volksmund wird Firn aber vor allem für den oberflächlich aufgeweichten Harschdeckel verwendet, der sich im Frühjahr ab der Mittagszeit wie weiche Butter unter dem Ski anfühlt.
Sulzschnee
Sulzschnee wird laut EAWS mit Firn gleich gesetzt, ist aber in Skifahrerkreisen noch ein bisschen später am Tag zu finden. Er ist grobkörnig, feucht und durchnässt und will am liebsten mit einer breiteren Mittelbreite gesurft werden.
Bruchharsch
Eine Schneevariante, die für Skifahrer ein Grund ist schnellstmöglich den Hang zu wechseln: Bruchharsch. Das ist eine dünne Schicht, die durch Schmelz- und Gefrierprozesse oder durch Wind auf einer eigentlich weichen Schneedecke entstanden ist. Sie ist so dünn, dass die Ski durchbrechen und sich kaum noch steuern lassen.
Kunstschnee
Zu guter letzt gibt es noch den technisch hergestellten Bruder des Naturschnees. War er früher pickelhart und schnell vereist, bemühen sich die Skigebiete heute Kunstschnee so naturnah wie möglich herzustellen. Allerdings hat er auch heute noch einen höheren Wasseranteil und kann schneller härter werden.
Funfacts Schnee
- Der Name Champagne Powder kommt der Legende nach von einem US-amerikanischen Ranger, der in 1950er Jahren gesagt hat, dass der Pulverschnee ihm wie Champagner unter der Nase prickelt
- Für Filmproduktionen oder auch Weihnachtsdekorationen wurde vom Fraunhofer-Institut Ende der 1990er Jahre biologisch abbaubarer Kunstschnee aus Kartoffel- und Maisstärke entwickelt
- Der amerikanische Bundesstaat Utah brüstet sich auf den eigenen KFZ-Kennzeichen mit: Greatest Snow on Earth
- Es gibt keine natürliche Oberfläche, die mehr sichtbares Licht reflektiert als frisch gefallener Schnee
- Japan gilt als das schneereichste Land der Erde. Teilweise fallen dort bis zu 38 Meter Schnee pro Jahr
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